Von der Berliner Mauer zur Street Art: Erkundung der East Side Gallery und der Underground-Graffiti-Szene

Berliner Mauer to Street Art: Exploring East Side Gallery and the Underground Graffiti Scene

Berliner Mauern erzählen Geschichten – mal düster, mal triumphierend, alle lebendig. Von düsteren Mauerresten bis hin zu explosiven Farbspritzern in versteckten Hinterhöfen – die Straßenkunst dieser Stadt pulsiert vor Geschichte, Widerstand und kreativer Freiheit. Schnüren Sie Ihre Wanderschuhe und schnappen Sie sich Ihre Kamera: Wir tauchen von der legendären East Side Gallery in die geheime Welt der Graffiti ein, die in Berlins Unterwelt gedeiht.


Von der Teilung zur Leinwand: Eine kurze Geschichte

Als am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, brach nicht nur Beton zusammen – sie zerstörte auch künstlerische Barrieren. Anfang der 90er Jahre nutzten internationale Künstler die Gelegenheit, den östlichsten Abschnitt der Mauer zu bemalen und verwandelten so ein Symbol der Unterdrückung in eine globale Leinwand. Heute ist diese Open-Air-Galerie ein eindrucksvolles Denkmal und ein Farbenrausch zugleich und bereitete den Weg für die breitere Berliner Street-Art-Renaissance.


Must-See: East Side Gallery

Standort: Mühlenstraße, zwischen Warschauer Straße und Ostbahnhof (Friedrichshain)
Warum hingehen? Mit 1,3 Kilometern Länge ist die East Side Gallery die größte Open-Air-Wandmalerei-Galerie der Welt. Über 100 Werke von Künstlern aus 21 Ländern behandeln Themen wie Freiheit, Einheit und Frieden.

  • „Der Bruderkuss“: Dmitri Wrubels Darstellung des sozialistischen Händedrucks zwischen Erich Honecker und Leonid Breschnew im Jahr 1979 ist zu einem der meistfotografierten Motive geworden.

  • „Test the Rest“: Birgit Kinders Darstellung eines Trabants, der durch die Mauer kracht, symbolisiert die Ostdeutschen, die kommunistische Zwänge durchbrechen.

  • Tipp von Einheimischen: Kommen Sie frühmorgens (8–10 Uhr), um Menschenmassen zu vermeiden und ungestörte Aufnahmen zu machen.

Insider-Einblick: Alle paar Jahre werden Teile restauriert oder neu gestrichen – oft führt dies zu Diskussionen über die Erhaltung der ursprünglichen Patina oder die Auffrischung lebendiger Farbtöne. Achten Sie auf Plaketten mit Angaben zum Restaurierungsdatum.


Jenseits der Galerie: Berlins Underground-Graffiti-Szene

Wenn die East Side Gallery das Schaufenster des Mainstreams ist, dann ist die Berliner Underground-Szene das Guerilla-Theater: flüchtig, anarchisch und unendlich erfinderisch.

1. Teufelsberg

  • Was es ist: Eine auf Kriegsschutt errichtete Abhörstation aus der Zeit des Kalten Krieges ist heute Berlins größtes Street-Art-Heiligtum.

  • Warum hingehen? In verfallenden Kuppeln finden Sie kolossale Wandmalereien – am besten erkunden Sie diese im Rahmen einer Führung (um die Sicherheitsrichtlinien einzuhalten und lokale Kunstinitiativen zu unterstützen).

  • Tipp von Einheimischen: Bringen Sie festes Schuhwerk und eine Taschenlampe mit; die engen Treppenhäuser und unbeleuchteten Korridore sorgen für zusätzlichen Nervenkitzel.

2. RAW-Gelände (Reichsbahnausbesserungswerk)

  • Was es ist: Ein weitläufiger ehemaliger Ausbesserungsbahnhof in Friedrichshain, der sich in einen kulturellen Spielplatz mit Clubs, Bars, Skateparks und Wänden verwandelt hat, die mit ständig wechselnden Graffiti besprüht sind.

  • Warum hingehen? Bei jedem Besuch entdecken Sie neue Throw-ups, Paste-ups und riesige Stücke lokaler Crews.

  • Insider-Tipp: Gehen Sie an einem Sonntagnachmittag zum Open-Air-Streetfood-Markt in der Holzmarktstraße und schlendern Sie anschließend durch die Graffiti-Gassen.

3. Urban Spree

  • Was es ist: Eine Galerie mit Veranstaltungsort im RAW-Gelände mit Street-Art-Ausstellungen, Live-Malsitzungen und Workshops.

  • Warum hingehen? Entdecken Sie aufstrebende Künstler und interaktive Wandmalerei-Projekte, bei denen Sie gemeinsam mit internationalen Künstlern sprayen können.

  • Tipp von Einheimischen: Schauen Sie online in den Veranstaltungskalender – der „Tag der offenen Tür“ ist eine tolle Gelegenheit, direkt mit Künstlern ins Gespräch zu kommen.

4. Unterführungen Bülowstraße & Yorckstraße (Schöneberg)

  • Was es ist: Tunnelwände, die in eine Leinwand für vandalensichere Wandgemälde verwandelt wurden.

  • Warum hingehen? Diese Unterführungen vereinen Funktionalität mit effektvoller Farbe und schaffen so immersive Korridore, in denen man das Gefühl hat, durch ein Kaleidoskop zu laufen.

  • Tipp von Einheimischen: Besuchen Sie das Museum in der Abenddämmerung, wenn die Lichter der Unterführung die Texturen der Gemälde hervorheben.


Route der selbstgeführten Graffiti-Tour

  1. Start: East Side Gallery (S-Bahn Warschauer Straße)

  2. Spazieren Sie Richtung Süden entlang der Spree → genießen Sie einen Blick auf das Kreuzberger Kanalleben

  3. Haltestelle 2: Unterführung der Teufelsbrücke (Graffiti-Tunnel)

  4. Weiter zum RAW-Gelände → Urban Spree und Skatepark-Wandbilder entdecken

  5. Überqueren Sie die Unterführung Bülowstraße → Ende Yorckstraße (U-Bahn Yorckstraße)

Ungefähre Länge: 6 km Rundweg
Zeitbedarf: 3–4 Stunden (inkl. Fotostopps und Kaffeepausen)


Street-Art-Etikette und Tipps

  • Respektieren Sie Privateigentum: Bleiben Sie an den dafür vorgesehenen Wänden und öffentlichen Plätzen.

  • Kein Sprayen ohne Erlaubnis: Achten Sie auch in Graffiti-freundlichen Zonen auf Beschilderungen oder fragen Sie die Teams vor Ort.

  • Bleiben Sie sicher: Einige verlassene Gebiete können strukturell instabil sein. Folgen Sie den markierten Wegen und beachten Sie alle Warnungen.

  • Hinterlassen Sie keine Spuren: Nehmen Sie Ihren Müll mit und fügen Sie keine unerlaubten Tags hinzu.


Wann Sie gehen und was Sie mitbringen sollten

  • Beste Zeit: Spätfrühling bis Frühherbst (Mai–September). Wandmalereien strahlen bei natürlichem Licht am besten und Freiflächen sind leichter zugänglich.

  • Wesentliches: Bequeme Schuhe, nachfüllbare Wasserflasche, tragbares Ladegerät und eine leichte Regenjacke (das Berliner Wetter kann sich schnell ändern).

  • Bonus: Ein Notizbuch oder Skizzenblock, wenn Sie ein angehender Künstler sind – viele Orte inspirieren zu spontanen Kritzeleien.


Die Farben der Freiheit einfangen

Von den geschichtsträchtigen Mauern der East Side Gallery bis zu den sich ständig weiterentwickelnden Guerilla-Leinwänden in Höfen und Tunneln ist Berlins Straßenkunst ein lebendiges Zeugnis grenzenlosen Ausdrucks. Jede gesprühte Linie und jeder Pinselstrich erzählt Geschichten von Spaltung, Einheit, Rebellion und Hoffnung. Nehmen Sie sich also Zeit, treten Sie behutsam auf und lassen Sie die Berliner Mauern auf sich wirken – ein lebendiges Meisterwerk nach dem anderen.

Viel Spaß beim Erkunden und möge Ihr Objektiv so mutig sein wie die Wandgemälde, die Sie entdecken!